Zusammensetzung der Darmflora
Was Gelehrte bereits in der Antike vermuteten, findet heute vermehrt Zustimmung in der modernen Medizin. Nämlich, dass Darmbakterien unsere Gesundheit auf vielfältige Weise beeinflussen. Sie entscheiden darüber, welche Nahrungsbestandteile vom Körper aufgenommen werden und wie Überflüssiges abgebaut wird, sie greifen in das Immunsystem, aber auch in die Regulierung des Körpergewichtes ein. Hunderte von Bakterienarten besiedeln unseren Darm: Eine unausgewogene Zusammensetzung der Darmflora – also ein erhöhter Anteil an „bösen“ und ein verringerter Anteil an „guten“ Bakterien – kann sich ungünstig auf die Gesundheit auswirken. Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Lebensmittelunverträglichkeiten und Allergien sowie psychische Beeinträchtigungen und neurologische Erkrankungen können gesundheitliche Folgen dieser unausgeglichenen Darmflora sein. Das enorme Potenzial des Mikrobioms für unsere Gesundheit ist noch weitgehend unerforscht, dennoch zeigen schon zahlreiche Studien, dass Darmbakterien jeden Bereich unseres Organismus beeinflussen können – so auch unseren Hormonhaushalt.
Hormonzentrale Darm?
Östrogenspiegel aus dem Lot
Mikrobiom und PCOS?
Eine erhöhte Durchlässigkeit der Darmbarriere hat beispielsweise einen negativen Einfluss auf die Insulinsensitivität, d. h. es wird vermehrt Insulin benötigt, was zu Diabetes führen kann. Auch wird die Menge an bioverfügbaren Androgenen erhöht, wodurch das hormonelle Gleichgewicht aus dem Lot geraten kann. Neben dem veränderten Mikrobiom wurden auch erhöhte Werte des Entzündungsparameters Zonulin nachgewiesen, der nicht nur als Marker für die Darmdurchlässigkeit gilt, sondern auch mit der verminderten bakteriellen Vielfalt im Darm der PCOS-Patientinnen zusammenhängt.
Es gibt also eine faszinierende, eng verzahnte Interaktion zwischen Mikrobiom und (Sexual-)Hormonen, Immunität und dem Energiestoffwechsel. Den genauen Stellenwert des Mikrobioms gilt es in Studien zu ermitteln, doch erste Erkenntnisse zeigen, dass die Modulation der gestörten Darmflora bei PCOS-Patientinnen in Zukunft eine neue Therapieoption darstellen kann, um mit der gezielten Gabe von Probiotika sowohl den Hormonhaushalt als auch die Symptome bei endokrinologischen Erkrankungen positiv zu beeinflussen, und zwar ohne jene Nebenwirkungen, welche die aktuelle Medikation mit sich bringt. Die Forschungsvorhaben der nahen Zukunft werden sich intensiv mit dieser spannenden Thematik beschäftigen und die weitreichende Bedeutung des Mikrobioms für unsere Gesundheit noch weiter bestätigen.
Hormone
Das Wort Hormone ist vom altgriechischen Wort „hormaen“ abgeleitet, was so viel wie antreiben oder erregen bedeutet. Der Begriff wurde vom englischen Physiologen Ernest Starling geprägt, der als Entdecker des Verdauungshormons Sekretin gilt. Hormone werden von sogenannten endokrinen Drüsen produziert und direkt ins Blut abgegeben – so können sie auch an jenen Zellen wirken, die weit vom Entstehungsort der Hormone entfernt sind, und auf diese Weise als wichtige chemische „Boten“ zwischen unterschiedlichen Organen fungieren.
Wichtigsten Hormone im Überblick
- Adrenalin
Adrenalin hilft dem Körper, in Gefahren- und Stresssituationen zusätzliche Kräfte zu mobilisieren, die er für Flucht oder Kampf benötigt. Der Botenstoff wird im Nebennierenmark gebildet und von dort aus in die Blutbahn abgegeben.
- Cortisol
Cortisol wird in der Nebennierenrinde produziert und ist – wie Adrenalin – ein Stresshormon. Es wirkt auf die Blutgefäße und auf den Stoffwechsel. Besonders wichtig ist es für den Blutsalzhaushalt.
- Dopamin und Serotonin
Dopamin und Serotonin: Diese Hormone und Neurotransmitter sind für die Übertragung der Erregung von einer Nervenzelle auf die andere verantwortlich. Sie werden auch als Glückshormone bezeichnet.
- Endorphine
Endorphine sind körpereigene Opiate und wirken unter anderem als natürliche Schmerzstiller. Diese Stoffe sorgen auch dafür, dass der Mensch im Notfall noch reaktionsfähig bleibt.
- Insulin
Insulin ermöglicht dem Körper, Energie zu speichern. Nach dem Verzehr von Kohlenhydraten wird im Körper eines gesunden Menschen Insulin ausgeschüttet. Es sorgt dafür, dass der Zucker in die Zellen gelangt und dort gespeichert werden kann und der Blutzuckerspiegel sinkt. Ist jener Mechanismus gestört, z. B. durch zu wenig Insulin oder eine erhöhte Insulinresistenz der Zellen (erhöhter Insulinbedarf), erfordert dies zumeist eine medikamentöse Behandlung.
- Melatonin
Melatonin ist ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Es wird in der Zirbeldrüse aus Serotonin hergestellt. Zudem wird es aber auch an anderen Orten im Körper, beispielsweise im Verdauungstrakt, produziert.
- Östrogen und Testosteron
Östrogen und Testosteron: Die Sexualhormone sind dafür verantwortlich, dass Frauen aussehen wie Frauen und Männer wie Männer. Sie beeinflussen das Lustempfinden und die Fähigkeit, sich fortzupflanzen.
Östrogen unter der Lupe
Östrogen hat viele wichtige Funktionen im menschlichen Körper. Es reguliert die Fettablagerung, die Fortpflanzungsfähigkeit der Frau, die Herz-Kreislauf-Gesundheit, den Knochenaufbau und die Zellerneuerung. Bei Frauen ab der Menopause geht eine Störung des Östroboloms – das ist jener Teil des Mikrobioms, der mit dem Östrogenhaushalt in Verbindung steht – mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose einher. Tatsächlich wurde bei adipösen Menschen, Patienten mit Osteoporose oder mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich häufiger auch eine unausgewogene Darmflora beobachtet. Ein Zusammenhang zwischen diesen Erkrankungen und dem Östrobolom liegt also nahe. Eine ungünstige Ernährung und ein ungesunder Lebensstil können das Östrobolom stören. Es wurde ebenfalls festgestellt, dass Antibiotika und hormonelle Verhütungsmittel sowohl den Bakterienhaushalt als auch den Östrogenspiegel im Körper verändern.